Es war der 13.03.2020, an dem die flächendeckenden Schulschließungen in NRW verkündet wurden. Mit den Schulschließungen setzten wir auch gemäß Empfehlung des Bundesverbandes unsere Gruppenstunden aus. Nun, ein Jahr später, wird es Zeit, eine Bilanz der bisherigen Arbeit unter Corona-Bedingungen zu ziehen.

Mit pdf-Dateien und Online-Gruppenstunden versuchen wir nach wie vor, die Jugendarbeit aufrecht zu erhalten. Dies begann schon kurz nach dem 13.03.2020. Am 16.03. wurde die erste Datei an die Wölflinge verschickt. Während in den ersten Wochen noch ein ungefährer Plan bestand, welche Inhalte aus der pfadfinderischen Welt vermittelt werden könnten, wird es leider inzwischen zunehmend schwieriger, Themen zu finden.

Das Frühjahr

Zwischen Schockstarre und Hoffnung bewegten wir uns im vergangenen Frühjahr. Wir stemmten innerhalb der Leiterrunde die Osterlichter-Aktion und verteilten die kleinen roten Lämpchen, organisierten ein digitales Pfingstlager auf der Homepage und vor allem „Pfingsten in der Tüte“ mit richtigem Material für die Wölflinge und ihre Familien. Trotz Abstandsgebot war es irgendwann möglich, sich zumindest in kleinem Kreis persönlich zu besprechen und dies vorzubereiten. Und insgesamt war vieles im Frühjahr und Sommer leichter, als im Herbst und Winter.

Anfang Juni tagte sogar die Leiterrunde physisch. Draussen – mit Abstand. Es zeigte sich, dass das Thema „Corona“ emotional belastet. Die einen konnten sich Stufenarbeit absolut nicht vorstellen, wieder andere waren der Meinung, dass wir dann doch etwas tun können. Und selbst der Vorstand war sich nicht einig bei der Thematik.

Sommerlager ja oder nein? Letztendlich waren einigen Leiter*innen die Auflagen an ein solches Lager viel zu hoch und wir entschieden uns gegen eine Durchführung.

Hoffnung im Sommer

Der Sommer kam – und mit ihm stattdessen die Sommerferien und unser Pfadfindersommer mit allerhand Tages-Ferienaktion. Die Regelungen waren gelockert, wir konnten sogar auf der Wiese des Pfadfinderhauses mit einer kleinen Gruppe von Kindern übernachten. Endlich wieder einigermaßen unbeschwerte Pfadfinderarbeit ohne Abstand und Masken!

Nach den Ferien – es ist bekannt – fanden Gruppenstunden wieder statt. Auch hier gab es innerhalb der Leiterrunde und den Leitungsteams Diskussionen zu der erforderlichen Flächendesinfektion im Haus und zur generellen Gruppenstunde drinnen oder draussen. Außerdem war es nicht möglich, in der vollen Gruppenstärke Gruppenstunden durchzuführen.

Bei den Wölflingen wurde die Gruppe geteilt – was bedingte, dass sich die Kinder nie alle sehen konnten. Und auch die Leiter*innen mussten sich aufteilen und begleiteten die Gruppenstunden maximal zu zweit.

Ernüchterung im Herbst und Winter

Mit der Hoffnung auf mehr Normalität (per Verordnung wurde zwischenzeitlich Jugendarbeit mit 30 Personen erlaubt) stieg auch die Inzidenz und die Vernunft gebot, die letzten Gruppenstunden vor den Herbstferien und die erste Gruppenstunde für die neuen Wölflinge nach den Herbstferien im kleinen Kreis zu veranstalten und danach die physische Präsenz wieder einzustellen (auch rechtlich wurde Jugendarbeit wieder untersagt).

Stattdessen riefen wir die Corona-Challenge ab Mitte November ins Leben. Eine Gruppe von Leiter*innen organisierte sich per Skype (wo auch die Leiterrunden derzeit regelmäßig stattfinden) und 15 verschiedene Aufgaben überbrückten die Zeit bis in den Januar. Leider war die Anzahl derer, die die Challenge tatsächlich abschlossen, relativ gering. Vielleicht war der Zeitraum etwas zu lang, die Belastung durch Homeschooling zu hoch, die Aufgaben zu viele. Die Abschlussreflexion zeigte hier kein klares Bild.

Ansonsten waren insbesondere Herbst und Winter eine schwere Zeit. Online-Gruppenstunden wurden zwar teilweise durchgeführt, aber auch in den älteren Stufen nur bedingt angenommen (so wurden diejenigen, die die Stufe im Herbst gewechselt haben, teilweise noch nie dort gesehen). Wer den ganzen Tag vorm Bildschirm sitzt, hat zudem abends nicht mehr unbedingt Lust auf Online-Aktivitäten. Und manchmal fehlt einfach die Kreativität für ein Programm – so im Falle der Jungpfadfinder. Monatliche Skype-Leiterrunden zeigten, dass die Situation die Leiter extrem belastet – es fehlte oft an Leichtigkeit und guter Stimmung.

Abwechslung verschafften immerhin der erfolgreiche Drive-In-Weihnachtsmarkt sowie die positive Nachricht des Gewinns beim Vereinswettbewerb. Und unsere Kinder und Jugendlichen erhielten alle einen kleinen Weihnachtsgruß.

Neues Jahr – neues Glück?

In 2021 änderte sich bis zum heutigen Tag nicht viel an der Situation. Keine Gruppenstunden, online mäßige Teilnahme. Die Wölflinge versuchten sich im Januar erstmals an einer Videokonferenz. Leider gestaltete sich dies hier als nicht so einfach. Ein neuer Versuch ist in Planung. Ansonsten sind gelegentliche pdf-Dateien hier ein Mittel, zumindest einseitig den Kontakt aufrecht zu erhalten. Die Jungpfadfinder haben derzeit keine Aktivitäten. Die Pfadis sind online in kleiner Zahl aktiv. Die Rover machen wöchentlich Online-Gruppenstunden. Und die Leiterrunde versuchte erst gestern, die allgemeine Stimmung durch ein Pub-Quiz bei Skype wieder etwas zu verbessern.

Nach der neusten Corona-Schutzverordnung dürften wir derzeit sogar mit bis zu 20 Kindern unter 14 Jahre mit Abstand und Maske draussen Gruppenstunden machen. Aber ganz ehrlich – Gruppenstunden auf Abstand machen weder Kindern noch Leiter*innen Spaß.

Was fehlt?

  • Definitiv fehlt, was Pfadfinder ausmacht: Die Gemeinschaft. Es ist nicht möglich, ein Gruppengefühl zu erzeugen und eine Gemeinschaft zu formen und richtig zu erleben, wenn man sich nicht oder nur gelegentlich online sieht. Versuche wie das Wölflingspostamt mit gegenseitigem Briefaustausch haben nur bedingt funktioniert. Eine Gruppe funktioniert halt nicht so gut, wenn jeder nur zuhause bleibt.
  • Es fehlt etwas an Kommunikation. Klar geht das online, aber von Angesicht zu Angesicht und in / mit der Gruppe kommuniziert es sich oft besser. Zumal manche Kommunikation – zumindest beim Versand von pdf-Dateien – recht einseitig ist.
  • Die Leichtigkeit ist etwas abhanden gekommen. Wo im Sommer und frühen Herbst noch recht unbeschwert Aktionen durchgeführt werden konnten, hat der inzwischen lange Lockdown seine Spuren hinterlassen.
  • Eigentlich wollen wir Abenteuer möglich machen. Auch diese kleinen Abenteuer sind derzeit jedoch nur schwer möglich. Eine Nachtwanderung mit der Familie im Rahmen der Corona-Challenge ist zwar schön, aber eine Nachtwanderung mit anderen Wölflingen mit Sicherheit noch etwas schöner.
  • Perspektiven: Niemand kann sagen, wann wieder Gruppenarbeit in einem halbwegs normalen Rahmen möglich ist. Keiner weiß, wann wir wieder Aktivitäten durchführen können. Auch wenn die Zahlen scheinbar besser werden oder stagnieren, Impfungen und Tests möglich sind, kann niemand in die Zukunft schauen. Natürlich können wir ein Sommerlager Anfang August planen – aber niemand von uns weiß, ob dieses tatsächlich unbeschwert stattfinden kann. Und selbst wenn wir etwas anbieten dürfen, müssen auch die Leitungsteams dazu gewillt sein. Wenn dort Ängste und Vorbehalte oder personelle Probkeme bestehen, kann keine Gruppenstunde stattfinden.
  • Hinzu kommen die Erfordernisse – Abstand und Maske in der Gruppenstunde macht wie gesagt weder Leiter*innen noch Kindern Spaß. Dann lassen wir es doch lieber und behelfen uns mit den bisherigen Mitteln.